Eine naturnahe Umgebung

Mit kleinen Massnahmen kann Grosses bewirkt werden. Zum Beispiel wird die Biodiversität in unserem direkten Umfeld mit dem Pflanzen von einheimischen Bäumen und Sträuchern oder dem Verzicht von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln gefördert. Oder wir gestalten ökologische Zonen und schaffen so diverse Nischen für Amphibien, Insekten und Vögel. Wenn wir unseren eigenen Pflanzendünger durch das Kompostieren von Abfällen aus Garten und Haushalt herstellen, reduzieren wir nicht nur Abfälle, sondern brauchen auch keinen mineralischen Dünger zu kaufen, der unter hohem Energieaufwand hergestellt wird. Oder wir verzichten auf den Einsatz von Torf um nicht weiter zu der Zerstörung von Moorgebieten beizutragen, und richten somit den Blick über die eigenen Grundstücksgrenzen hinaus. So gibt es viele weitere Möglichkeiten, einen rücksichtsvollen und achtsamen Umgang mit unserer nahen und fernen Umgebung und ihren Bewohnern zu pflegen. Die vorliegenden Leitsätze sollen den Bewohner*innen aufzeigen, an welchen ökologischen Grundgedanken sich die Genossenschaft orientiert.

Die Leitsätze

Wir bevorzugen einheimische Pflanzen, insbesondere Gehölze.

Die einheimische Tierwelt hat sich über Jahrtausende an die einheimischen Pflanzen angepasst, und umgekehrt. Deshalb bieten exotische Pflanzen den hier heimischen Tieren nur bedingt Nahrung. Im Gegensatz dazu offerieren unsere heimischen Gehölze der Tierwelt über das ganze Jahr einen mehr oder weniger reich gedeckten Tisch. Zum Beispiel leben von der heimischen Stieleiche rund 300 Insekten- und 28 Vogelarten, von der eingebürgerten Rosskastanie jedoch nur vier Insekten- und zwei Vogelarten.

Quelle: Naturschutzbund Deutschland (NABU)

Einheimische Stauden und Gehölze pflanzen

Wir pflanzen keine invasiven Neophyten und entfernen die vorhandenen.

Neophyten sind Pflanzen, welche in den letzten Jahrhunderten aus einem anderen Kontinent eingeführt wurden. Einige unter ihnen verbreiten sich so stark, dass sie einheimische Pflanzen verdrängen. Da sich die einheimische Tierwelt noch nicht an die Neophyten angepasst hat, ist ihr Nutzen entsprechend gering.

Info flora, das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora, führt eine Liste der invasiven Neophyten

Invasive Neophyten entfernen

Beim Kauf von Pflanzenerde kaufen wir ausschliesslich Produkte ohne Torfanteil.

Torffreie Erde

Torf ist organisches Material, das beim Abbau von Mooren gewonnen wird. Torf entsteht nur sehr langsam und ist deshalb eine wertvolle Ressource. Moorgebiete sind Lebensraum vieler speziell angepasster Arten. Der Abbau von Torf entzieht diesen Arten die Lebensgrundlage. Zudem sind Moorgebiete wichtige Kohlenstoffspeicher – durch deren Abbau wird CO2 freigesetzt, das dann als Treibhausgas zu Klimaerwärmung beiträgt.

Quellen: Pro Natura, Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Auf Pflanzenschutzmittel soll wenn möglich verzichtet werden. Falls es Pflanzenschutzmittel braucht, nutzen wir natürliche Präparate und keine synthetischen Pestizide.

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stellt ein Risiko für Nichtzielarten dar. Je nach Konzentration und Wirkung der eingesetzten – natürlichen und synthetischen – Substanzen können akute oder chronische Toxizitätswerte überschritten werden. Dies hat negative Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen. Insbesondere synthetische Pflanzenschutzmittel sind oft schlecht abbaubar und können sich im Wasser, im Boden und in der Nahrungskette anreichern.

Quelle: BAFU

biologische Pflanzenschutzmittel

Wir nutzen anfallende Nährstoffe wie Hühnermist oder Kompost für die Düngung der Pflanzen.

Wir wollen wenn möglich die Nährstoffkreisläufe schliessen und nutzen deshalb Garten- und Haushaltsabfälle, um wieder Neues entstehen zu lassen. Anstatt mineralische Dünger zu kaufen, setzen wir auf natürliche Produkte, die auf dem eigenen Gelände anfallen.

hauseigener Dünger

Um einheimische Tier- und Pflanzenarten zu fördern, bestimmen wir geeignete ökologische Flächen und treffen entsprechende Massnahmen (z. B. Anlegen von Kleinstrukturen, Wiesenflächen, Weihern, …). Nicht jede Ecke muss aufgeräumt sein.

Oft ist die Biodiversität im Siedlungsraum grösser als in der ausgeräumten Agrarlandschaft. Durch eine entsprechende Gestaltung unserer Gärten tragen wir zum Erhalt und der Förderung einheimischer Arten bei. Tierarten müssen aber nicht ausgesetzt werden. Bei entsprechendem Angebot der Lebensräume werden sich verschiedenste Arten selber einfinden. Weiterführende Literatur zum Anlegen von Kleinstrukturen und ökologischen Flächen kann u.a. beim Verein Pro Igel, bei BirdLife Schweiz, bei der Koordinationsstelle für Amphibien– und Reptilienschutz in der Schweiz (Karch) oder bei Pro Natura gefunden werden.

Einheimische Tier- und Pflanzenarten fördern

Die Baumpflege geschieht in Absprache mit Fachpersonen.

Bei der Baumpflege ist das Urteil einer Fachperson wichtig um Schäden am Baum zu verhindern. Wenn grosse Äste abgeschnitten werden, können die Astwunden kaum wieder zuwachsen. Durch die Wunden können Krankheitserreger wie Pilze in die Bäume eindringen und diese dabei schwächen oder zum Absterben bringen. Bei Obstbäumen führt ein fachgerechter Schnitt zu einer grösseren Ernte.

Baumpflege durch Fachpersonen

Wir versiegeln keine zusätzlichen Flächen.

Die Versiegelung von Flächen durch Beton, Teer und Gebäude bedeutet Verlust von Ökosystemen. Auf versiegeltem Boden ist kein Tier-und Pflanzenleben mehr möglich im Gegensatz zu z.B. Kies oder Mergelflächen, welche spannende Lebensräume sind. Auf versiegelten Flächen kann das Wasser nicht versickern, was zu einem oberflächlichen Abfluss führt. Auch das Mikroklima wird beeinflusst. Durch die Versiegelung fällt die ausgleichende Wirkung von Pflanzen weg, was zu erhöhten Temperaturen führt.

Quelle: NABU

Bodenversiegelung vermeiden

Wir möchten die Katzenpopulation klein halten.

Katzen haben wegen ihrer hohen Populationsdichte eine grosse Auswirkung auf Kleintiere. Jährlich werden in der Schweiz zehn Millionen Mäuse, 1.8 Millionen Vögel, 600 000 Reptilien und drei Millionen Schmetterlinge von Katzen getötet. Jedes zehnte Tier gehört zu einer geschützten Art. Deshalb wollen wir die Katzenpopulation in unserer Umgebung klein halten, indem wir zum Beispiel eine Katze mit unserem*r Nachbaren*in teilen. Auch «Glöggli»-Halsbänder halbieren den Jagderfolg von Katzen auf Vögel. Eine von zwei Katzen- und Naturfreundinnen entwickelte bunte Stoffhalskrause (birdbesafe®) ist sogar noch effektiver.

Quellen: BirdLife Schweiz, Artikel von Andrea Trub im Magazin Tierwelt

Catsharing

Wir setzen Fadenmäher und Motorsensen sparsam ein.

Beim Mähen mit motorisierten Maschinen wird durch die schnell drehenden Klingen das Gras und die daran lebenden Insekten in kleine Stücke gehackt. Im Gegensatz dazu erfolgt bei einer Mahd mit Sense nur ein Schnitt. Zudem verursacht eine Sense weniger Lärm und Abgase. Auch der Einsatz von einem Balkenmäher ist eine ökologischere Alternative zu Faden- oder Motorsensen. Ein hilfreiches Merkblatt «Erntetechnik und Artenvielfalt in Wiesen» hat AGRIDEA herausgegeben.

Tierschonend mähen

Wir reduzieren die Aussenbeleuchtung auf das Nötigste um die Lichtverschmutzung gering zu halten.

Viele Tierarten sind nachtaktiv. Durch die zunehmende künstliche Beleuchtung der Nacht wird die Nahrungssuche, die Fortpflanzung und die Wanderaktivität vieler Arten negativ beeinträchtigt. Daher möchten wir in unserer Umgebung so wenig künstliches Licht wie möglich einsetzen.

Quellen: Stiftung Fledermausschutz Schweiz, Dark-Sky Switzerland, Pro Natura

minimale Aussenbeleuchtung

Wir entschärfen Tierfallen, damit sich Tiere frei bewegen können oder nicht zu Tode kommen.

Der Siedlungsraum wird von einer Vielzahl Tiere genutzt. Neben der Verbesserung des Lebensraumangebotes, sollte das Entschärfen von Fallen und Hindernissen einhergehen. Es handelt sich dabei um vom Menschen konstruierte Flächen am Haus und im Gelände, welche ohne Absicht, Tiere töten, zu tödlichen Fallen für sie werden können oder ihnen das Weiterkommen verunmöglichen. Als besonders gefährlich gelten grosse, freie Fensterflächen, Lichtschächte, Lichtquellen oder Unterhalt an Grünflächen oder Bäumen zur falschen Jahreszeit. Aber auch senkrechte Mauern und engmaschige Zäune können die Bewegungsfreiheit einschränken oder verunmöglichen. Wenn wir aktiv die Biodiversität fördern und Oasen für Tiere gestalten, sollten wir unbedingt darauf achten, Tierfallen zu entschärfen, wo immer dies möglich und sinnvoll ist. Oft ist es mit einfachen Massnahmen möglich!

Quellen: BirdLife Schweiz

Tierfallen entschärfen